Finale beim Fernmeldezentrum
„Dresdner Zeitung, SZ-Online, Ausgabe Montag, 06.08.2018:
„Finale beim Abbruch des Fernmeldezentrums“
„In dem Haus ist so viel Stahl verbaut worden, dass es die letzten Wochen in sich haben.“
„Das Bild am Postplatz verändert sich derzeit schnell. Immerhin werden fünf Neubaukomplexe errichtet, die zusehends wachsen. Direkt daneben arbeiten Abrissbagger, sie schrumpfen das einstige Fernmeldezentrum zwischen der Freiberger und der Annenstraße. Die Rückseite des Gebäudes an der Annenstraße ist fast komplett verschwunden.
Das Haus wurde zwischen 1979 und 1983 errichtet. Für die damalige Zeit war der in einem speziellen Verfahren gebaute Komplex äußerst stabil. Die ausgetüftelte Technologie, bei der Decke für Decke von Hydraulikpressen nach oben gezogen wurde, hatte Weltniveau. Die Telekom stellte direkt daneben 1994 einen Neubau fertig. Ab Ende der 1990er-Jahre wurde das Fernmeldezentrum nicht mehr benötigt, seitdem steht es leer. Jetzt soll es einem Neubau mit knapp 200 Wohnungen und Gewerberäumen weichen, den die CG-Gruppe für rund 63 Millionen Euro errichtet. Bis September wird das Fernmeldezentrum abgebrochen werden, teilt der Berliner Investor mit. Dann kann im Herbst mit dem Neubau begonnen werden. Bis dahin haben die acht Abbruchspezialisten der Firma Caruso Umweltservice aus Großpösna bei Leipzig noch Arbeit. In dieser Woche beginnt das Finale, kündigt Firmenprokurist Klaus Weigel an. An den großen Bagger wird dann ein 28 Meter langer Ausleger montiert, der in der Fachsprache Longfront heißt. Dann wird der fünfstöckige Gebäudeteil neben der Freiberger Straße Etage für Etage abgetragen.
Was nicht einfach ist. Weigels Männer erleben täglich, wie stabil das einstige Fernmeldezentrum gebaut ist. ‚Das Problem ist, dass der Stahlanteil exorbitant hoch ist‘, berichtet er aus der Praxis. ‚Eigentlich ist das ein Stahlbau, der mit Beton vergossen wurde.‘ Einige Etagen des Komplexes, der mit hochmoderner Rechner- und Vermittlungstechnik ausgestattet war, hatten besonders stabile Decken. Das und vieles mehr stellte die Abbruchspezialisten immer wieder vor neue Herausforderungen. Sicherheit steht bei den Arbeiten ganz oben. So kommt Baustatiker Jörg Stephani wöchentlich, dokumentiert den Stand der Arbeiten und erteilt Vorgaben für die nächsten Schritte, auch fürs jetzige Abbruchfinale. Bei dem wird sich folgendes Bild bieten. Der Longfrontbagger hat am Ausleger eine große Zange, die den Beton de facto zerbeißt. Und so wird jetzt das letzte Gebäudeteil Woche für Woche schrumpfen, bis im September an der Oberfläche nichts mehr steht. Später muss dann nur noch der Keller beseitigt werden.
Ende 2020 soll an dieser Stelle ein moderner Neubau stehen, so die CG-Gruppe.“
(Quelle: Sächsische Zeitung, SZ-Online.de vom 06.08.2018; Autor: Peter Hilbert)